Sind Emotionen wie Wut mächtige Tools, die uns bei der Lebensführung helfen können?
Emotionen werden oft als Facetten des Glücks oder des Unglücks betrachtet.
Wir zerteilen unser emotionales Erleben zwischen gut und schlecht.
Was, wenn jede Emotion wie ein Werkzeug in einem Schweizer Taschenmesser spezifische Herausforderungen bewältigen kann?
In diesem Artikel werden wir tiefer in die Welt der Emotionen eintauchen und uns insbesondere auf die Frage konzentrieren, ob negative Emotionen wie Wut nicht nur als störend, sondern auch als treibende Kraft für positive Ergebnisse dienen können.
Wut als Katalysator für Veränderung und Zielerreichung
Menschen erleben negative Emotionen wie Wut, wenn sie wahrnehmen, dass sie nicht das bekommen, was sie wollen.
Hingegen erleben Menschen positive, zielbezogene Emotionen wie Aufregung, wenn sie eine Gelegenheit sehen, das zu bekommen, was sie wollen. (Oder wenn sie bereits bekommen haben, was sie wollten).
Was, wenn Wut eine Kraft ist, die uns dazu bewegt, das zu bekommen, was wir wollen?
Dieser Frage widmete sich eine Studie mit dem Titel “Anger Has Benefits for Attaining Goals” (“Wut hat Vorteile für das Erreichen von Zielen”).
In verschiedenen Experimenten wurde der Einfluss von Wut auf verschiedene Dimensionen der Zielerreichung untersucht.
Die Ergebnisse:
- Personen in der Wut-Kondition wiesen eine um 39,18% verbesserte Zielerreichung auf, insbesondere bei Aufgaben, die eine höhere Herausforderung darstellten.
- Die wütenden Teilnehmer zeigten ein größeres Durchhaltevermögen und verbrachten mehr Zeit mit schwierigen Aufgaben.
- Sie waren auch eher bereit, schwierige Aufgaben erneut zu versuchen, unabhängig von der Belohnung.
Alle Ergebnisse konnten nicht mit einfachen Aufgaben reproduziert werden.
Anmerkung: Wut wurde hier “induziert”, d.h. die Teilnehmer haben z.B. Videos von sozialer Ungerechtigkeit gezeigt bekommen. Solche Methoden wurden bereits vielfach reproduziert und können zuverlässig Emotionen hervorrufen.
Emotionen reiten, statt sich überrollen zu lassen.
Statt von Emotionen überwältigt zu werden, können wir sie wie Surfer eine Welle reiten. Ein bewusster Umgang mit Emotionen ermöglicht es, ihre Energie konstruktiv zu kanalisieren.
Es gibt auch Studien, die zeigen, dass allein der Glaube an den Effekt von Emotionen dazu beitragen kann, sie als “Werkzeug” zu nutzen (Tamir & Bigman, 2018; Weidman & Kross, 2021).
Ich bin wütend. Gut, was kann ich tun, um diese Energie konstruktiv zu lenken?
Mir ist langweilig. Gut, wie kann ich diese offene Energie nutzen, um kreative und neue Einsichten zu generieren?
Ich bin traurig. Gut, wie kann ich erkennen, was ich gerade nicht möchte?
Fazit:
Emotionen sind vielschichtig, und jede von ihnen kann als Werkzeug dienen, um unterschiedlichen Herausforderungen zu begegnen. Eine bewusste Annahme und Lenkung dieser Emotionen ermöglicht es uns, nicht von ihnen getrieben zu werden, sondern sie zu reiten und ihre Energie in positive Bahnen zu lenken.
Das Stichwort hier ist “Bewusstsein”, erst über das bewusste wahrnehmen unserer emotionalen Muster kann ich die Kondition des “Glückes” nicht von meinen emotionalen Zuständen abhängig machen.
Emotionen werden kommen und gehen.
Zufriedenheit kann bleiben.